Samstag, 8. November 2014

Neulich beim Mexikaner

Freitag abend sind wir mit drei Blinden spontan bei meinem Lieblings-Mexikaner in der Wiesbadener City eingefallen, für mich übrigens der vierte Besuch in diesem Restaurant binnen drei Wochen. Nachdem uns ein sehr eifriger und ffreundlicher Kellner zum Tisch gegracht hatte, begann die Essensbestellung mit dem folgenden Dialog:


Kellner: Wisst ihr eigentlich, wo ihr hier seid?
Ich: Ja, durchaus.
Kellner: Ihr seid in einem mexikanischen Restaurant.
Ich: Ja, ich weiß, deshalb sind wir hier.
Kellner: Hier gibt es aber kein Schnitzel mit Pommes.
Ich: Und warum sollten wir Schnitzel mit Pommes wollen?
Kellner stottert herum: Es gibt halt immer wieder Gäste, die nicht begreifen, dass dies ein Mexikaner ist, und dann unbedingt Schnitzel essen wollen.

Joh, Iss klar, ne?

Wir haben die Overtüre dann mal geflissentlich ignoriert. Ich habe dem Kellner erklärt, dass uns die Speisekarte wirklich nicht viel nützt und ihn in die Kunst des Vorlesens einer solchen eingewiesen (fangen wir doch mal mit den Überschriften an). Nachdem er lautstark eine Kollegin an seine Tische geschickt hatte ("das wird hier noch länger dauern"), las er dann brav alles vor. Und das leichte Taubheitsgefühl in meinem linken Ohr ging auch wieder vorbei.

Bei den vorigen besuchen, und derer gab es schon einige, wurde ich übrigens noch wie ein normaler Mensch behandelt.

Zumindest das Essen war aber wie immer fantastisch. Und die von unserem leicht verwirrten Camarero im Schnelldurchgang in den richtigen Umgang mit Blinden eingewiesene Kollegin hat es dann sehr nett gemacht, immer schön gesagt, wo sie was hinstellt und was sie gerade wegnimt, und uns sogar beschrieben, was wo auf dem Teller liegt. Vorbildlich. Da konnte ich mich dann gepflegt wieder abregen und mein Essen genießen.

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