Samstag, 29. April 2017

Besprechungsnotizen anlegen und verwalten [Update]

Im Arbeitsalltag sollten grundlegende Werkzeuge immer zur Hand sein und zuverlässig funktionieren. Für unsereins ergeben sich dabei aber manchmal gewisse praktische Herausforderungen. So bin ich schon öfter gefragt worden, wie ich als blinder Informationsarbeiter eigentlich meine zahllosen Notizen anlege, nachbereite und organisiere. In diesem Beitrag möchte ich daher einige blindentaugliche Lösungen vorstellen, um in Besprechungen, auf Veranstaltungen oder einfach nur beim Telefonieren Notizen schnell und effizient elektronisch anzulegen. Dazu gibt es noch ein paar Tipps zur Organisation, zum Arbeiten innerhalb umfangreicherer Notizen und zur systematischen Nachbereitung. Natürlich ist das alles eine Frage persönlicher Vorlieben, und vieles wird euch sicherlich längst vertraut sein, aber vielleicht ist ja auch die eine oder andere nützliche Idee dabei.


Eingabewege

Beginnen möchte ich mit den Eingabemöglichkeiten, die natürlich je nach eingesetzter Hardware variieren. Angefangen von der Tastatur bzw. Bildschirmtastatur über die Handschriftenerkennung bis zur Diktierfunktion gibt es viele Varianten. Wenn es allerdings darum geht, schnell und flüssig mitzuschreiben und dabei seine Umgebung so wenig wie möglich zu stören, dann ist die Hardwaretastatur immer noch die bevorzugte Wahl, dicht gefolgt von der genauso praktischen, aber auch etwas langsameren Braille-Tastatur.

Andere Varianten sind (zumindest für Blinde) entweder für umfangreichere Notizen zu langsam (Bildschirmtastatur) oder stören die Kollegen zu sehr (Sprachnotizen, Diktierfunktion). Und beim Diktieren kommen dann noch die bekannten Erkennungsprobleme dazu, sowie die bisweilen recht diskussionsfähigen Vorstellungen, die Apple und Konsorten anscheinend von deutscher Syntax und Grammatik haben. Ich sage da nur zusammengesetztes Substantiv. Um sich aber beispielsweise mal kurz eine Telefonnummer zu notieren, sind Diktierfunktion und Audiorecorder auf dem iPhone oder auf der Apple Watch natürlich durchaus praktisch, wenn man gewisse Einschränkungen beachtet. Mehr dazu weiter unten.

In Sachen Texteingabe ist die Handschriftenerkennung übrigens auf einem guten Weg, aber bisher habe ich noch kein marktreifes Gerät oder Programm gesehen, dass kontinuierlich geschriebene Handschrift schnell und zuverlässig genug erkennt und gleichzeitig für Blinde gut bedienbar wäre. So funktioniert die Handschrifterkennung bei OneNote erstaunlich gut, erfordert aber immer wieder den Klick ins Menüband und platziert den Text dann dort, wo man ihn auf dem Bildschirm geschrieben hat. Eine Funktion zum kontinuierlichen mitschreiben habe ich noch nicht gefunden, und der erkannte Text wird auch nicht vom Screenreader gesprochen, man weiß also nicht, was OneNote wirklich erkannt hat. Zum Mitschreiben in Besprechungen ist das nicht wirklich praxistauglich.

Und wo wir gerade bei Texteingabe sind: ein paar Tipps rund um die Tastatur findet ihr hier und hier.


Rechtliche Fallstricke
An dieser Stelle noch ein Wort zu Diktierfunktionen: insbesondere im beruflichen Einsatz kann hier ein erhebliches Datenschutzproblem auftreten. So werden beispielsweise bei Apple-Geräten die Spracheingaben auf nicht näher spezifizierten Apple-Servern (vermutlich im Ausland) verarbeitet und dort für längere Zeit gespeichert. Besonders Berufsgeheimnisträger nach §203 StGB, Beamte, Soldaten, Amtsträger und vergleichbare Personen müssen hier extrem aufpassen, aber auch für "normale" Arbeitnehmer kann dies zu einem Problem werden. Gleiches gilt übrigens auch für die Synchronisierung von Sprach- oder Textnotizen über die üblichen Cloud-Services. Wer sich hier unsicher ist, der sollte sich an die IT-Abteilung oder den betrieblichen bzw. behördlichen Datenschutzbeauftragten wenden.


Kopfhörer und headset

Damit die Stimme des Screenreaders auch wirklich nur für einen selbst hörbar ist, wird dann noch ein Kopfhörer oder Headset gebraucht, und das am besten einohrig, damit man die Kollegen weiter gut hört.

Bei kabelgebundenen Modellen hat man beim PC die Wahl zwischen Klinkenstecker und USB, bei iPhone und iPad gibt es den Klinkenanschluss nur bei älteren Geräten, ansonsten braucht man entweder ein Modell mit Lightningstecker oder man nutzt den mitgelieferten Klinkenadapter. Einohrige kabelgebundene Kopfhörer und Headsets gibt es überwiegend mit Klinkenstecker. Ich verwende hier ein Modell von XDU. Dieses ist aktuell nicht mehr verfügbar, dafür aber der Nachfolger, der sogar noch mehr kann.

Bei einohrigen Bluetooth-Headsets hat man reichlich Auswahl. Das Angebot reicht von Geräten mit Ohrbügel, die teils eine extrem lange Akkulaufzeit haben (Plantronics) bis zu Miniheadsets (Avantree, Ecandy), die komplett in der Ohrmuschel verschwinden.


Laptop und Notebook

Mein bevorzugter Notizblock ist mein Notebook. Die vollwertige Tastatur ist dabei, man kann begleitende Materialien wie Präsentationen oder Tabellen mitlesen und es steht der volle Funktionsumfang eines PC oder Mac zur Verfügung. Für erfahrene Anwender ist das ein großer Vorteil, auf Einsteiger kann es aber auch ein wenig einschüchternd wirken. Natürlich macht aber auch hier die Übung den Meister, und richtige Vorbereitung hilft, Unsicherheiten im Alltag zu vermeiden.


2 in 1
Wer etwas neues anschaffen will, der sollte sich durchaus auch mal sogenannte "2 in 1 Geräte", auch Convertibles oder Hybridgeräte genant, anschauen. Solche Geräte sind Kombinationen aus klassischem Notebook und Tablet und vereinen die Vorteile beider Welten. Bei einigen Modellen lassen sich Bildschirm und Tastatur komplett umklappen, um das Gerät im Tabletmodus zu nutzen (der Touchscreen als solches ist aber natürlich immer aktiv), bei anderen Geräten kann man die Tastatur sogar ganz abnehmen (Acer Switch Alpha 12, Microsoft Surface Pro).

Sie sind in der Anschaffung meist etwas teurer als traditionelle Notebooks, bei einigen Modellen ist der Preisunterschied mittlerweile aber recht klein. Und auch wenn es noch nicht ganz so flüssig läuft wie beispielsweise bei einem aktuellen iPad, ist besonders mit JAWS die Nutzung des Touchscreens inzwischen zu einer echten Arbeitserleichterung herangereift.

Aber aufgepasst: gerade mit JAWS sollte man nicht zu sehr an der Rechenleistung sparen, sonst ist eine flüssige Bedienung per Touchscreen nur schwer möglich. Bei der Geräteauswahl sollte man dabei unabhängige Leistungstests lesen, die Angaben der Hersteller sind in vielen Fällen vorsichtig ausgedrückt ein wenig optimistisch. Bei mobilen Geräten muss man außerdem auch immer das sogenannte "Throttling". berücksichtigen: verbrauchen Prozessor oder Grafikchip zu viel Strom, so wird deren Leistung automatisch gedrosselt, um die Akkulaufzeit zu erhöhen. Bei solchen Geräten sollte man also ausreichende Leistungsreserven einplanen.


Die richtige Anwendung
Es hat Vorteile, sich eine bestimmte Anwendung als Standard auszuwählen und bei dieser zu bleiben. Welche das ist, hat natürlich sehr viel mit den eigenen Vorlieben zu tun und damit, mit welcher Software man am besten vertraut ist. Der eine bevorzugt vielleicht reine Textdateien, derr andere arbeitet lieber in Word und wieder ein anderer strukturiert seine Besprechungsnotizen am liebsten in einer Excel-Tabelle.

Wer sich hier unsicher ist, dem würde ich zunächst einmal zu Microsoft Word raten. Notizen in Word sind einerseits einfach zu schreiben, andererseits bietet Word gerade in Verbindung mit einem Screenreader einige interessante Funktionen. Mehr dazu später in diesem Beitrag. Alternativ kann man hier natürlich auch Apache OpenOffice oder LibreOffice verwenden, die über vergleichbare Funktionen verfügen und beide kostenlos sind.

Natürlich gibt es auch eine Reihe von Programmen speziell für Notizen. Etwas für mich wirklich sinnvolles habe ich hier aber noch nicht gefunden. Die wenigen Anwendungen, die einigermaßen zugänglich sind, sind oft zumindest mit dem Screenreader eher umständlich zu bedienen (beispielsweise Microsoft OneNote) oder sie verwenden proprietäre Dateiformate, die einen komplett vomm jeweiligen Programm und seiner weiteren Zugänglichkeit und Pflege abhängig machen.


iPhone und iPad

iPhone oder iPad können grundsätzlich ein interessanter Notebook-Ersatz sein. Die wesentliche Herausforderung ist hier natürlich die Texteingabe. Die wohl einfachste Lösung ist die Anschaffung einer Bluetooth-Tastatur, die drahtlos mit dem iPhone kommuniziert und eine komfortable Texteingabe ermlglicht. Solche Tastaturen gibt es in allen nur denkbaren Formfaktoren, von Minitastaturen in der Größe eines Smartphones bis zu vollwertigen PC-Tastaturen. Wer sich umschaut, der sollte den für sich richtigen Kompromiss aus Tippgeschwindigkeit, Bedienkomfort und Portabilität finden.

Und für alle, die Braille bevorzugen, gibt es natürlich auch mobile Braillezeilen mit Bluetooth-Anbindung und ggf. auch mit Braille-Tastatur.


Die richtige App
Im Sachen richtige App müssen in Unternehmen auch hier natürlich wieder die Vorgaben der IT bzw. der Sicherheit beachtet werden. Gibt es keine zugängliche Notizen-App, die für den Einsatz im Job freigegeben ist, dann kann man zur Not aber seine Notizen auch einfach in einer E-Mail ablegen. Eine solche Lösung wird es wohl überall geben, wo Smartphones für den Unternehmenseinsatz freigegeben sind. Falls ihr hier Probleme habt, könnt ihr euch übrigens auch an eure Schwerbehindertenvertretung wenden. Nicht alles, was der IT nicht gefällt, ist automatisch verboten, Die Arbeitsplatzausstattung eines schwerbehinderten Mitarbeiters genießt hier durchaus eine gewisse Sonderstellung.

Außerhalb meines Jobs nutze ich für Notizen am liebsten die App Notebooks. Diese App ist sehr ausgereift und bietet viele nützliche Funktionen, darunter Ordner/Bücher, verschiedene Dateiformate, Synchronisierung mit DropBox (die Textnotizen können auf dem PC direkt weiterverarbeitet werden) und so einiges mehr.

Auch Microsoft OneNote ist unter iOS grundsätzlich eine Alternative, da die App doch sehr aufgeräumt daher kommt. Leider gibt es aber bei der Bedienung mit VoiceOver aktuell noch so einige Probleme.

Und natürlich steht auch Microsoft Word zur Verfügung, was die Weiterverarbeitung der Notizen auf dem PC erleichtern sollte. Und auch die Office-Produkte von Apple und Google sind durchaus einen Blick wert, aktuell scheinen mir alle drei Officelösung gut mit VoiceOver zugänglich zu sein, zumindest was meine Kurztests angeht.


Datentransport
Die Ablage von Firmendokumenten direkt auf dem Smartphone könnte gerade bei größeren Unternehmen schon die eine oder andere Augenbraue heben. Deutlich kritischer wird es dann leider oft beim Dokumententransport. Auch hier könnte man natrürlich auf E-Mail ausweichen, aber das ist doch eher umständlich und erlaubt keine Synchronisierung. Die genannten Office-Anwendungen arbeiten jeweils mit unterschiedlichen Cloud-Diensten zusammen, allen voran natürlich jeweils dem herstellereigenen, aber das kann wie oben geschildert rechtliche Probleme mit sich bringen. Bevor also jemand Zeit und Geld investiert, um iPhone oder iPad als Notizblock zu nutzen, am besten vorher die Details abklären. Und wer weiß, vielleicht war eure IT ja so nett, eine Notiz-App oder eine ähnliche Lösung inklusive Synchronisierung bereitzustellen, und vielleicht ist die auch noch zugänglich, dann dürfte alles klar sein.


Braille Organizer

Es gibt auch spezielle Geräte, die einige grundlegende Funktionen wie Notizen, Kalender oder E-Mail in einem kompakten Gerät mit Braillezeile und Tastatur zusammenfassen. Als Späterblindeter konnte ich mich ehrlich gesagt nie so richtig mit diesen Geräten anfreunden und habe daher kaum Erfahrungswerte. Angeschaut habe ich mir aber durchaus das eine oder andere.

Wer über eine Anschaffung nachdenkt, der sollte sich sehr genau informieren und das Gerät am besten im Rahmen einer Teststellung im tatsächlichen Arbeitsalltag ausprobieren. Beim Verkäufer scheint ja meistens alles wunderbar, aber die Praxis sieht oft völlig anders aus. Viele dieser Geräte haben völlig veraltete Software und unterstützen wesentliche Standatds nicht oder gehen von Einsatzbedingungen aus, die man im Hinblick auf heutige Unternehmen bestenfalls als weltfremd bezeichnen kann. Der Zugriff auf Unternehmensdaten und in einigen Fällen selbst auf die üblichen Mailprovider kann dann sehr schwierig bis unmöglich werden, und auch die Unternehmens-IT hätte vielleicht noch so die eine oder andere Anmerkung. Ich habe hier mit mehreren Anbietern Erfahrungen gemacht, die doch gewisse Zweifel sowohl in Sachen technischer Kompetenz als auch inSachen Unternehmenswerten aufkommen ließen - und damit meine ich nicht die Bilanzsumme. Besonders das Thema Updates sollte vollständig geklärt sein, damit eure teure Investition auch in der ´Zukunft noch nutzbar bleibt.


Tipps und Tricks für die Arbeit mit elektronischen Notizen


Kürzelsystem
Abseits der üblichen Abkürzungen kann es Sinn machen, sich ein System an kleinen Merkkürzeln zu überlegen, beispielsweise in Gestalt von Hashtags, mit denen man einzelne Teile seiner Notizen für die Nachbereitung kennzeichnet. Ein paar Ideen:

#todo, #task oder #t = Aufgabe
#date oder #d = Termin, ggf. noch im Kalender einzutragen
#query oder #q = Rechercheaufgabe, hier weitrere Infos suchen
#info oder #i = Wichtige Information

Wieder am Arbeitsplatz kann man dann einfach nach dem "#" suchen, um herauszufinden, was noch zu tun ist. Und wem das zu kompliziert ist, der kann auch einfach nur das Nummernzeichen oder ein anderes Sonderzeichen verwenden, um Punkte für die Nachbereitung zu kennzeichnen.


Ablagestruktur und Dateinamen
Eine passende Ordnerstruktur sollte man sich vorab überlegen, inklusive eines Ordners für spontane Notizen, die man später noch einsortieren muss. Dabei macht es durchaus Sinn, sich ein einheitliches Namensschema zu überlegen, damit man den gewünschten Ordner schnell findet und man nicht im Eifer des Gefechts Ordner doppelt anlegt.

Und auch der Dateiname kann hilfreich sein. Wer gerne chronologisch organisiert, der kann beispielsweise das Datum im Format JJJJ-MM-TT voranstellen. Dabei würde beispielsweise der 11. März 2017 als "2017-03-11" angegeben. Vorteil: Auch bei alphabeetischer Sortierung sind die Dateien nun nach Datum sortiert. Gehören zu den Notizen noch weitere Dateien, z.B. die Präsentation oder andere Besprechungsmaterialien, so kann man entweder alles zusammen in einem Ordner ablegen, am besten unter Verwendung der gleichen Namensstruktur, oder man kann die Dateien auf gleicher Ebene ablegen und den Zusammenhang über den Dateinamen herstellen.

Nimmt man beispielsweise am 14. Mai 2017 an einer Besprechung zur Marketingstrategie teil, so könnte das folgendermaßen aussehen:
2017-05-14 Marketingstrategie Notizen.docx
2017-05-14 Marketingstrategie Präsentation.pptx
2017-05-14 Marketingstrategie Zahlen.xlsx


Schutz vor neugierigen Blicken
Als Blinder weiß man ja nie so genau, wer gerade auf den eigenen Bildschirm schauen kann. Je nach Hardware gibt es hier aber Abhilfe.

Auf einem klassischen Laptop kann man das Display meistens komplett abschalten, indem man unter Windows mit Win+P die Projektionsoptionen aufruft und dort auf "Nur externer Bildschirm" umschaltet. Allzu sicher sollte man sich hier aber nicht sein, denn in manchen Situationen schaltet Windows das Display von selbst wieder ein. Interessanterweise bleibt zumindest bei meinem 2-in-1-Gerät der Touchscreen auch dann aktiv, wenn das Display abgeschaltet ist. Für Screenreader-Nutzer ist das natürlich ideal.

Auf iPhone und iPad geht es sogar noch einfacher: ist VoiceOver aktiviert, so kann man mit einem Dreifachtap mit drei Fingern den sogenannten Bildschirmvorhang aktivieren. Dabei wird der Bildschirm schwarz geschaltet, neugierige Mitmenschen haben also keine Chance mehr.

Und wenn das alles nicht hilft, dann kann man immer noch zu drastischeren Mitteln greifen. Zum einen gibt es für klassische Laptops sogenannte Privacy filter, die den Sichtbereich für das Display deutlich einschränken (über die Schulter lesen geht aber weiterhin), zum anderen kann man sich auch einfach ein Stück Tonkarton oder lichtundurchlässigen Kunststoff ins Display stellen oder kleben, dannn ist das Thema endgültig erledigt.


Kamera
Wer noch ein wenig Sehkraft übrig hat, aber in der Besprechung Probleme hat, beispielsweise das Flipchart zu lesen, der kann natürlich auch einfach ein Foto davon machen und es sich direkt oder später ganz in Ruhe anschauen. Hier sind Smartphones, Tablets und Hybridgeräte im Vorteil, da sie praktisch immer über eine Rückkamera verfügen. Mit einem klassischen Laptop mit Frontkamera ist ein solches Foto eher schwierig aufzunehmen.

So manchem Sehbehinderten hilft es übrigens, bei solchen Fotos einfach die Farben umzukehren. Wie das jeweils geht und ob man es für jedes Foto nochmal extra machen muss, hängt vom Betriebssystem und der Software ab.

Und je nach Situation können Sehrestler ihr Smartphone auch durchaus als Fernrohr benutzen, ggf. auch hier gleich mit Farbinvertierung oder anderen optischen Filtern. Neben der eingebauten Kamera bieten sich hier beim iPhone besonders spezialisierte Apps wie Magnificent an.


Notiz auf Tastendruck
UNter Windows kann man Verknüpfungen Kurztasten zuweisen. Dazu öffnet man einfach die Eigenschaften der Verknüpfung und gibt im Feld Kurztaste die entsprechende Taste an. Eine solche Kurztaste wird anschließend immer mit Strg und Alt zusammen aktiv. Hier kann man übrigens auch gleich das Startverzeichnis angeben. Bei vielen heutigen Anwendungen wird dieses Verzeichnis standardmäßig angeboten, wenn man eine neu angelegte Datei abspeichert.

Am Ende dieses Artikels gibt es übrigens noch ein kleines Tool, mit dem man das Anlegen einer neuen Notiz inklusive Vergabe eines strukturierten Dateinamens automatisieren kann.


Notizensoftware und Screenreader effizient nutzen am Beispiel von Word und JAWS

Man kann sich viel Zeit und Nerven sparen, wenn man einige nützliche Funktionen des Screenreaders wie auch der Textverarbeitung kennt und nutzt. Hier ein paar Tipps am Beispiel von Microsoft Word und JAWS, wobei diese Funktionen in der einen oder anderen Form auch bei anderen Softwarekombinationen zur Verfügung stehen sollten.

  • Es macht Sinn, umfangreichere Notizen mit den vorgegebenen Formatvorlagen für Überschriften zu strukturieren (in Word 2013 beispielsweise mit Alt+1 bis Alt+3). Muss man einmal an eine andere Stelle springenm, so ruft man im Screenreader einfach die Liste der Überschriften auf (JAWS+F6) und kann so schnell und einfach navigieren.

  • Lesezeichen
    Auch das temporäre Lesezeichen (setzen mit Strg+Win+k, anspringen mit Win+Alt+k) kann gute Dienste leisten, wenn man zwischendurch mal an anderer Stelle etwas nachschlagen oder ergänzen will.

  • Die Tastenkombinatioon Shift+F5 springt an die zuletzt bearbeitete Stelle zurück. Das ist besonders nützlich, wenn man weiter oben etwas nachschauen und anschließend weiterschreiben will.

  • Textmarken
    Wer sich in komplexeren Aufzeichnungen, z.B. den Notizen zu einer mehrstündigen Schulung, mehrere Textmarken setzen will, der kann das mit den Word-eigenen Funktionen tun. Textmarken unter Word haben dabei jeweils eigene Namen, was gleichzeitig sehr praktisch und ein wenig umständlich sein kann, je nach dem, was man gerade vor hat.
    Um eine Textmarke anzulegen , geht man einfach an die gewünschte Position bzw. markiert den gewünschten Text und drückt dann Strg+Shift+F5. In diesem Dialog kann man Textmarken auch wieder löschen und zu bestehenden Textmarken springen, genau wie mit F5, wo Textmarke eine der Sprungoptionen ist. Als JAWS-Nutzer haben wir es hier aber einfacher: die Tastenkombination JAWS+Alt+B zeigt eine Liste aller Textmarken im Dokument, und zwar in der Reihenfolge, in der sie im Dokument stehen. Wie immer springt die Eingabe eines Buchstabens innerhalb der Liste zum nächsten Eintragg, der mmit diesem Buchstaben beginnt.

  • Schnellbausteine
    Schnellbausteine sind unter Word Textbausteine, die man frei definieren und jederzeit einfügen kann. Um einen neuen Schnellbaustein anzulegen, markiert man einfach den gewünschten Text und drückt dann Alt+F3. Über den Namen, den man im anschließenden Dialog vergibt, wird der Textbaustein aufgerufen: einfach den Namen (oder einen eindeutigen Teil davon) im Text schreiben und F3 drücken, dann wird der Name auf den ganzen Baustein erweitert. Im Menü einfügen unter Text/Schnellbausteine findet man den "Organizer für Bausteine", mit dem man seine Textbausteine organisieren kann.

    Für Notizen können Textbausteine sinnvoll sein, z.B. um sich bewstimmte vorgegebene Strukturen abzuspeichern (Thema, Teilnehmerliste, etc.), die man dann schnell und einfach in ein dokument einfügen kann. Auch Datum und Uhrzeit lassen sich automatisch mit einfügen, indem man das Erstelldatum (und nicht das aktuelle Datum) als Feld mit einfügt. Eine andere Anwendung sind Tabellen, die man regelmäßig verwendet und auf diesem Weg ganz einfach einfügen kann.

  • Und zu guter Letzt noch etwas anderes: wer sicher und schnell mit dem Screenreader arbeiten will, der sollte im >Regelfall auch die neuste Version einsetzen. Und das gilt aktuell ganz besonders für JAWS. Auch wenn die letzten Updates vielleicht nicht ganz so spektakulär erscheinen, so hat sich unter der Haube eine Menge getan, und gerade die Unterstützung aktueller Office-Versionen hängt sehr stark von der Aktualität des Screenreaders ab.


Kleines Tool zum Abschluss

Ich habe kürzlich ein kleines VBS-Skript geschrieben, das ein neues, leeres Word Dokument anlegt und öffnet. Die Notiz wird standardmäßig unter "Eigene Dokumente" im Ordner "My Notes" gespeichert. Der Dateiname besteht aus dem aktuellen Datum im Format "JJJJ-MM-TT" und einem optionalen Schlüsselwort bzw. einer Beschreibung. Existiert eine Datei gleichen Namens bereits, so wird der Dateiname automatisch um eine fortlaufende Nummer erweitert.

Herunterladen könnt ihr das Skript hier. Dieses Skript ist als Beispiel gedacht, die Nutzung ist frei, aber auf eigene Gefahr.

Und wer so etwas noch nicht kennt: diese Datei könnt ihr herunterladen, an einen Speicherort eurer Wahl kopieren. und von dort aus einfach per Doppelklick starten. Um sie per Kurztaste zu starten, könnt ihr einfach eine Verknüpfung auf die Datei anlegen und dieser dann die gewünschte Taste zuweisen.

Und wer es sich zutraut, der kann beispielsweise die Dateiendung oder den vorgegeben Pfad auch direkt im Code ändern, aber bitte nicht mit Word, sondern mit dem Windows Editor (notepad.exe), und dabei schön auf all die Sonderzeichen aufpassen, die werden alle gebraucht.


Zusammengefasst

Das waren viele Optionen, Varianten, Ideen und Vorschläge. Aber wie verwalte ich nun wirklich meine Notizen? Tatsächlich verwende ich mehr als ein System, aber aktuell sieht es standardmäßig folgendermaßen aus:

Ich verwende das oben verlinkte Skript, das bei mir auf der Tastenkombination Strg+Alt+Z liegt (das "N" ist für NVDA reserviert). Neue Notizen lasse ich verbunden mit einem passenden Stichwort oder Beschreibung in Verzeichnis "My Notes" unter "Meine Dokumente" anlegen, von wo aus ich sie dann in die zugehörigen Projekt- oder Themenordner einsortiere.

Innerhalb der Notiz nutze ich keine feste Struktur. Umfangreichere Dokumente strukturiere ich nach Bedarf mit Überschriften, eine Liste ist mit Strg-Shift+L schnell aktiviert bzw. wird von Word automatisch begonnen, wenn man eine Zeile mit einem Bindestrich und einem Leerzeichen beginnt. Und automatisch nummerieren kann Word natürlich auch. Außerdem nutze ich die oben beschriebenen Hashtags, um wesentliche Stellen meiner Aufzeichnungen später schnell wiederzufinden. Mit diesem System komme ich prima zurecht, aber wie schon geschrieben, ist das sehr von den eigenen Vorlieben abhängig. Wer hier noch nicht danz durchorganisiert ist, der findet mit Ein wenig experimentieren aber vermutlich schnell den für sich optimalen Weg.


[Update 1. Mai 2017] Kapitel "Schutz vor neugierigen Blicken" ergänzt, kleinere Korrekturen.

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